1988 rief die WHO erstmals den Welt-Aids-Tag aus. Seitdem wird jedes Jahr am 01. Dezember mit zahlreichen Aktionen zu mehr Solidarität mit HIV-positiven und an Aids erkrankten Menschen sowie deren Angehörigen aufgerufen. Es ist aber auch ein Tag der Erinnerung an die vielen Menschen, die an den Folgen von Aids verstorben sind.
Während HIV über viele Jahre stark in den Medien vertreten war, ist es mittlerweile weitestgehend daraus verschwunden. Um HIV ist es still geworden – es ist aber immer noch real.
Weltweit leben 37,7 Mio. Menschen mit HIV. Das Robert Koch Institut in Berlin hat vor wenigen Tagen die neuesten Zahlen für Deutschland (Stand Ende 2021) herausgegeben. Demzufolge leben in Deutschland 90.800 Menschen mit HIV, 1.800 haben sich neu infiziert. Ca. 8.600 sind noch nicht diagnostiziert, d.h. sie wissen nichts von ihrer HIV-Infektion. Die Förderung der Testbereitschaft und die Kenntnis von Infektionsrisiken sowie leicht zugängliche Testangebote sind wichtig.
Die medizinischen Fortschritte in der Behandlung von HIV sind enorm. Bestand die HIV-Therapie zu Beginn aus täglich 30 Tabletten und mehr, reicht heute meist 1 Tablette am Tag, um das Virus in Schach zu halten. HIV ist noch nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung kann man heute mit HIV alt werden.
Oberflächlich betrachtet könnte der Eindruck entstehen, damit ist ja alles gut. Leider entspricht das nicht der Wirklichkeit: Menschen mit HIV sind nach wie vor Vorurteilen ausgesetzt, resultierend aus veralteten Vorstellungen und Unwissenheit. Der Wissensstand in der Gesellschaft hinkt leider allzu oft weit hinter dem aktuellen Stand her.
Das Virus im Blut lässt sich offenbar leichter besiegen als das Stigma im Kopf.
Benachteiligung und Zurückweisung erstreckt sich auf alle Lebensbereiche. Aus Angst vor Ausgrenzung und negativen Reaktionen wollen Menschen mit HIV anonym bleiben. Sie wollen nicht nur sich, sondern sehr häufig in erster Linie ihre Familien schützen.
HIV ist für die breite Bevölkerung unsichtbar.
Laut einer Umfrage der Deutschen Aidshilfe von 2020 scheuen 23 % der Befragten die gemeinsame Nutzung von Sportgeräten im Fitnessstudio mit HIV-positiven Menschen, 21 % haben Angst, dieselbe Toilette zu nutzen. Nur die Hälfte würde eine HIV-positive Person küssen. 3 von 10 der Befragten möchten mit dem Thema lieber erst gar nicht in Berührung kommen. Diese Zahlen lassen auf massive Wissenslücken, Unsicherheiten und Vorurteile bezüglich HIV schließen. Im Kampf um Diskriminierung gibt es noch viel zu tun.
Eine ganz zentrale Botschaft lautet: HIV ist im Alltag nicht übertragbar, unter erfolgreicher Therapie, nicht einmal beim Sex.
Das Wissen um Nichtübertragbarkeit verringert Ängste und damit auch die Ablehnung und Diskriminierung. Ein offenes Klima mit weniger Angst fördert die Kommunikation über HIV und erleichtert den Schutz sowie den Gang zum HIV Test – was wiederum die Voraussetzung für eine Therapie darstellt.
Unter www.welt-aids-tag.de finden Sie weitere Informationen zur diesjährigen Kampagne der BZgA „Leben mit HIV – anders als du denkst?“.
Und auf unserer Website erfahren Sie alles über die Arbeit der Aidsberatungs Oberfranken!