• Diakonie Bayreuth
  • Festakt: Die Psychologische Beratungsstelle der Diakonie Bayreuth feiert ihr 50-jähriges Jubiläum

Festakt: Die Psychologische Beratungsstelle der Diakonie Bayreuth feiert ihr 50-jähriges Jubiläum

Die Psychologische Beratungsstelle (gefördert als Erziehungsberatungsstelle) der Diakonie Bayreuth begeht ihr 50-jähriges Jubiläum. Im Rahmen eines Festakts im Juni 2023 wird das selbstverständlich gebührend – coronabedingt ein Jahr später – gefeiert.

Die Geschichte

Zum 01. April 1972 als Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen gegründet, wurde sie am 12. Juni 1972 unter Leitung von Harald Salzwedel in den früheren Räumen des städtischen Jugendamts in der Schulstraße eröffnet. Drei hauptamtliche und acht neben- bzw. ehrenamtliche Mitarbeitende führten Diagnostik, Beratung und Therapie für Klienten aus der Stadt und dem Landkreis Bayreuth sowie dem Landkreis Kulmbach durch. Bereits 1972 wurde neben der Hauptstelle in Bayreuth eine Außenstelle in Kulmbach und 1973 eine weitere in Pegnitz eröffnet.

Die Psychologische Beratungsstelle war ab diesem Zeitpunkt die einzige Einrichtung, an die man sich bei persönlichen oder familiären Problemen wenden konnte. Es gab noch keine Kinder- und Jugendpsychiater oder -psychotherapeuten, keine stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie, keine Schulpsychologen oder Schulsozialarbeiter und keine ambulanten Hilfen zur Erziehung. Teilweise warteten Ratsuchende acht Monate auf einen Beratungstermin.

Die Beratungsstelle, die 2002 in die Kolpingstraße umgezogen ist, ist seither stetig gewachsen und die Professionen der Mitarbeitenden haben sich verändert. Seit 2019 leitet Christoph Sobek das Team, das aktuell aus sieben Sozialpädagog*innen, drei Psychologinnen, einer Pädagogin und einer Ehe-, Familien und Lebensberaterin sowie zwei Teamassistentinnen und drei ehrenamtlichen Mitarbeitende besteht. Zum Team gehören zudem zwei Sozialpädagoginnen, die im Bereich der Ambulanten Hilfen zur Erziehung, der seit 1980 zur Beratungsstelle gehört, arbeiten.

Das Angebot

Der Schwerpunkt des Beratungsangebots liegt im Bereich der Erziehungsberatung. Die Beratung können Kinder, Jugendliche und jungen Erwachsenen sowie Eltern, Pflege-/Adoptiveltern oder andere Erziehungspersonen als Einzelperson, Paar oder Familie in Anspruch nehmen. Sie erhalten Unterstützung bei der Klärung und Bewältigung individueller und familienbezogener Probleme (z. B. seelische Probleme bei Kindern und Jugendlichen oder belastende Einflüsse im familiären Umfeld aufgrund psychischer Probleme eines Elternteils), bei der Lösung von Erziehungsfragen sowie bei Trennung und Scheidung. Zudem können Kinder, Jugendliche und ihre Eltern von Gruppenangeboten profitieren. Beispielsweise hat die Beratungsstelle in diesem Jahr ein Gruppentraining für Eltern nach Trennung und Scheidung durchgeführt. Darüber hinaus können Gruppen für Kinder und Jugendliche nach Trennung und Scheidung sowie von psychisch, sucht- oder chronisch kranken Eltern stattfinden.

Prävention und Netzwerkarbeit gehören ebenfalls zum Leistungsspektrum der Erziehungsberatung. Die Beratungsstelle hält Vorträge in Kindertagesstätten und bei Elternabenden, bietet Pflegeeltern-qualifizierung und -fortbildung an sowie Beratung und Unterstützung von anderen Institutionen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. Darüber hinaus engagiert sie sich in verschiedenen Gremien und Arbeitskreisen.

Das Angebot der Ehe- und Partnerschaftsberatung und der Lebensberatung richtet sich an Erwachsene ohne Kinder oder Personen, deren Kinder schon erwachsen sind. Dabei führt die Beratungsstelle vor allem Lebensberatung für Einzelpersonen, z. B. bei familiären Belastungen und Partnerschaftsproblemen durch.

50 Jahre Unterstützung und Begleitung

In einem halben Jahrhundert hat die Psychologische Beratungsstelle in über 45.000 Fällen Familien und Einzelpersonen begleitet und ihnen geholfen, ihre persönlichen und immer ganz individuellen Herausforderungen zu meistern. Im Jubiläumsjahr 2022 konnten in 1.222 Fällen insgesamt 1.756 Personen unterstützt werden – das freut uns und darauf sind wir stolz.

Vieles hat sich in den letzten 50 Jahren verändert. Im Gründungsjahr 1972 war man erst mit 21 Jahren volljährig, es bestand noch das Schuldprinzip bei Ehescheidungen und wenn eine Frau arbeiten wollte, musste ihr das ihr Ehemann erlauben. Seitdem haben sich neue Muster und Formen in Familien und in der Partnerschaft entwickelt, alte Rollenverständnisse haben sich aufgelöst und Erziehungsstile haben sich verändert.

Durch die mittlerweile größere Vielfalt der Angebote im psychosozialen Bereich hat sich viel verbessert, die Nachfrage nach Beratung hat damit aber nicht abgenommen – im Gegenteil. Die Psychologische Beratungsstelle der Diakonie Bayreuth als allgemein anerkannte Institution in Bayreuth und Umgebung ist weiterhin stark angefragt und ein wichtiger Bestandteil des psychosozialen Angebots in den Städten bzw. Landkreisen Bayreuth und Kulmbach.

Der Festakt

Am 22. Juni begrüßte Dr. Franz Sedlak, Vorstand der Diakonie Bayreuth, zahlreiche Gäste im Evangelischen Gemeindehaus, um die Psychologische Beratungsstelle für „ein halbes Jahrhundert Unterstützung und Hilfe für Menschen in Not“ mit einem Festakt zu würdigen. In den letzten 50 Jahren haben sich die Angebote und Dienste zwar durchaus verändert und ständig weiterentwickelt, doch eines blieb und bleibt immer gleich: Beratungsstelle ist eine wichtige Anlaufstelle für viele Menschen, sie begleitet und unterstützt, ist ein Ort der Hoffnung, Veränderung und des Wachstums. „Wir sind dankbar für jede Person, die sich bei uns gemeldet hat und der wir helfen konnten.“ Dabei ist es natürlich vor allem das Team, das die Psychologische Beratungsstelle aus- und erfolgreich macht. Es meistert miteinander und füreinander Krisen, findet Lösungen und gibt somit den Klienten eine Stimme sowie einen Weg aus ihren ganz persönlichen Krisen.    

Bürgermeister Thomas Ebersberger bedankte sich im Anschluss für die tolle unverzichtbare Arbeit der Psychologischen Beratungsstelle. „Die Erwartungen haben sich in den letzten 50 Jahren deutlich geändert. Von Eltern wird erwartet, dass sie Experten auf alle Gebieten sind. Regeln und Vorgaben vermitteln, ermuntern bei Angst vor Trennung dies kann Eltern und Familien überfordern, hier ist die Erziehungsberatung seit 50 Jahren ein wichtiger Kooperationspartner. 50 Jahre professionelle Hilfe zum Wohle der Gesellschaft.“ Auch er würdigte die Mitarbeitenden, denn „sie sind die Seele der Einrichtung, durch sie ist es ein Ort der Zuversicht und positiven Veränderung“.

Auch Einrichtungsleiter Christoph Sobek ließ es sich nicht nehmen, die Anwesenden aus Politik, den Fachverbänden und der Diakonie Bayern zu begrüßen und freute sich sichtlich, dass auch ehemalige und ehrenamtliche Mitarbeitende am Festakt zugegen waren. Er gab ganz konkret einen Einblick in die aktuelle Situation, die Aufgaben des Teams und nannte 45.000 Fälle, die in einem halben Jahrhundert von der Psychologischen Beratungsstelle begleitet wurden. „Was sind aktuell die Thematiken, die vorherrschen: Natürlich spielen Corona, Kriege, Fachkräftemangel und der Klimawandel eine Rolle bei den Beratungen.“ Egal, was die nächsten 50 Jahre bereithalten, sein Team und er sind weiterhin da.

Musikalisch wurde es mit Gertraud Schina und dem Mädchenchor der 5. Klasse des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums, der drei Lieder vortrug und damit das Publikum begeisterte. Danach wurde Dr. Alexander Lohmaier begrüßt. Der Leiter einer Erziehungsberatungsstelle in Oberbayern, Vater „dreier Extrempubertierender“ und promovierte Humorexperte, hielt seinen Festvortrag: „HAHAHA – sehr witzig! Humor in Beratung“. Der Referent brachte das Publikum mit seinen kurzweiligen Geschichten und Berichten aus dem Alltag einer Beratungsstelle herzlich zum Lachen. Gespickt mit Witzen, lustigen Sprüchen und urkomischen Situationen zog er das Publikum in seinen Bann und dieses dankte es ihm mit lautem Lachen und viel Applaus. Aber auch ernsthafte wissenschaftliche Themen waren Teil des Vortrags und es wurde beleuchtet, wieso auch Humor wichtig im Beratungsalltag ist.

Christoph Sobek bedankte sich schließlich schmunzelnd bei Herrn Lohmaier: „Ich würde sagen, dem ist nichts hinzuzufügen.“ Er dankte allen Ratsuchenden, seinem Team, den Netzwerkpartnern und den Verwaltungen für das Vertrauen und die gute gemeinsame Arbeit in den letzten 50 Jahren.

Artikel teilen

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner