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Außenstelle der Kita Kreuz in der Graf-Berthold-Straße: Vor dem Hintergrund von Flucht und Krieg einfach wieder „Kind sein dürfen“

Zusammen wachsen - die Erzieherinnen mit einigen "ihren" Kindern

Es war ein Freudentag, als im letzten Oktober die Kita Kreuz an ihrem alten Standort in der Fröbelstraße ihren Neubau einweihen konnte – und das nach einer bewegten, dreijährigen Bauzeit. Als Interimslösung in dieser Phase diente der Containerstandort in der Graf-Berthold-Straße. Da der Diakonie Bayreuth der Betreuungsnotstand in der Stadt Bayreuth wohl bewusst ist und sie daher ständig auf der Suche nach gangbaren und schnellen Lösungen ist, lag die Möglichkeit hier auf der Hand: Sie machte es trotz aller Herausforderungen möglich, diesen Standort mit zwei Kindergartengruppen weiter zu betreiben und damit der Stadt an diesem Punkt weiterzuhelfen. Also machte man sich an die Arbeit. Entsprechendes Fachpersonal musste gefunden werden, die durch die Stadt Bayreuth angemieteten Container wurden gründlich überholt und komplett mit neuen Möbeln ausgestattet. Mit Herzblut und viel Engagement wurde schließlich eingeräumt und alles vorbereitet, sodass bereits im November 2022 der Betrieb der neuen Außenstelle Graf-Berthold-Straße aufgenommen und die ersten Kinder hier begrüßt werden konnten.

Mittlerweile haben sich die 42 Kinder – die allesamt bis dato keinen Kindergartenplatz hatten – eingewöhnt und auch die Erzieherinnen haben sich an Ihrer neuen Wirkungsstätte eingelebt. Neben einheimischen Jungen und Mädchen haben auch Kinder mit Migrationshintergrund hier nun also einen Kita-Platz gefunden. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder dem Iran – und auch Kinder, die erst im letzten Jahr vor dem Krieg in ihrer Heimat Ukraine fliehen mussten, bekommen hier nun wieder etwas Normalität, Beständigkeit und auch Leichtigkeit zurück. Die Arbeit in der Graf-Berthold-Straße birgt natürlich vor diesem Hintergrund einige besondere Herausforderungen, aber auch bemerkenswerte Fortschritte sind tagtäglich zu beobachten und zu erleben – vor allem im Spracherwerb der Kinder. „Am Anfang ging vieles an Verständigung mit Hand und Fuß, aber sehr bald bemerkte man auf beiden Seiten – Kinder und Erzieherinnen – Fortschritte. Eine Mitarbeiterin im Haupthaus kann sogar ukrainisch und kann jederzeit helfen. Und zur Not könnten wir immer einen Übersetzer hinzuziehen. Wir haben da langjährige Erfahrungen“, so Kita-Leiterin Monika Dahms. Überhaupt lobt sie die hervorragende Arbeit der Mitarbeiterinnen, die aus dem Nichts eine Eingewöhnung so vieler neuer Kinder stemmen mussten. „Das war und ist pädagogische Höchstleistung.“ Sie geben den oftmals kriegstraumatisierten Kindern, die teilweise im Bombenhagel aus Ihrer Heimat fliehen mussten und alles verloren haben eine vertraute, liebevolle Umgebung, Sicherheit, Verlässlichkeit und ein Stück Kind-Sein zurück. Gerade hinsichtlich dieser Traumabewältigung ist man froh, nun auch einen positiven Förderbescheid des Ev. Kita-Verbandes erhalten zu haben, sodass die Mitarbeiterinnen extra Supervision und Inhouse-Schulungen erhalten: Das Angebot „Umgang mit Flucht und Krieg“ kann bei besonderen Herausforderungen in Zusammenhang mit der Ukraine-Krise, beispielsweise bei Eingliederung ukrainischer Kinder, Konflikte mit Eltern, aber eben auch beim besonders sensiblen Thema „Traumabewältigung“ beantragt werden.

Und die Arbeit mit den Eltern? „Die ist unglaublich angenehm und inspirierend.“ Bekräftigt Monika Dahms. Die Eltern nehmen weite Anfahrtswege in Kauf, um ihre Kinder in der Graf-Berthold-Straße betreuen zu lassen, ihnen somit ein Stück ihrer Kindheit zurückzugeben und sowohl ihre Kinder als auch sich selbst hier in Deutschland besser integrieren zu können. „Sie sind unheimlich dankbar und bringen unseren Mitarbeiterinnen enorm viel Wertschätzung entgegen – und natürlich vertrauen sie uns auch das wertvollste an, was ihnen noch geblieben ist: ihre Kinder.“ Das macht auch etwas mit den Erzieherinnen und ihrer Arbeit mit den Kindern und Flüchtlingsfamilien – es motiviert, treibt an, eröffnet Perspektiven und Wege. Und so ist jedes pädagogische Programm, aber auch jedes gemeinsame Frühstück, jede Bastelarbeit und jedes Zusammenkommen auch ein wichtiger Schritt Richtung Integration und damit einem normalen Leben.

Nun warten alle auf dem Frühling und darauf, dass auch der Garten entsprechend hergerichtet wird: Die Stadt Bayreuth wird dann die Spielgeräte des Außenbereichs der ehemaligen Kita-Außenstelle in Meyernberg in die Graf-Berthold-Straße bringen und dort für einen Spielplatz sorgen. Die Vorfreude darauf ist groß – und die Freude über das bereits erreichte ebenso. Es macht stolz, was hier an diesem Ort möglich gemacht wurde: eine Bereicherung für die Familien, für die Mitarbeitenden und für die Gesellschaft. 

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